Konkreter Informationsbedarf läßt sich nur schwer definieren. Ein Phänomen und Dilemma, dem die Medienschaffenden täglich aufs Neue gegenüber stehen. Zum Einen hat die mediale Berichterstattung den Auftrag, öffentliches Interesse zu versorgen, zum Anderen müssen die Nachrichten exklusiv und spannend genug sein, um tatsächlich von Interesse zu sein – das passt nicht immer zusammen. Bedürfnisse, insbesondere Informationsbedürfnisse sind in Form von Neugier und Wissbegierde absolut natürlich, latent vorhanden, vielschichtig und bei allen Gemeinsamkeiten, doch persönlich sehr unterschiedlich und individuell.
Schaut man sich die Bedürfnispyramide des US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow (1908-1970) genauer an, vermisst man das heute weit verbreitete Informationsbedürfnis – der Grund: man kann es beliebig jeder einzelnen Ebene zuordnen.[images style="0" image="http://www.pierson.de/wp-content/uploads/maslowsche_pyramide.jpg" width="300" align="left" top_margin="10" bottom_margin="10" left_margin="10" right_margin="10" full_width="Y"]
Interessant insofern, als dass man aus Informationsbedürfnissen zwar einen ganz konkreten Informationsbedarf ableiten kann, beim entsprechenden Mitteilungsbedürfnis aber keinen Mitteilungsbedarf findet. – Der Autor jedenfalls würde sich über entsprechende Hinweise, Anregungen und Kommentare insbesondere zu diesem Punkt sehr freuen.
Ganz genau anders sieht es beim Finanz- und Finanzierungsbedarf aus, der, wenn er wahrgenommen und kundgetan wird, nicht nur wirtschaftliche Kompetenz und politisches Verantwortungsbewusstsein signalisiert, sondern sich darüber hinaus auch einer weit verbreiteten Beliebtheit erfreuen darf. Bemerkenswerter Weise fallen dann aber – zumindest wieder sprachlich – die Finanz- und Finanzierungsbedürfnisse unter den Tisch. Allenfalls räumt man noch Finanzierungswünsche ein – aber das ist ein anderes Thema.
Ein Bedürfnis ist also immer auch ein gesellschaftlich akzeptierter Mangel an Etwas, das je nach Intensität und öffentlichem Interesse befriedigt werden darf. Und sieht man einmal von den rein materiellen und physischen Bedürfnissen und deren Befriedigung ab, ist der Informationsbedarf wahrscheinlich das einzige Bedürfnis, das sich trotz unüberschaubarer Fülle – Stichwort: High Tech und Big Data – nicht hinreichend und umfänglich decken lässt.
Das liegt zum Einem vermutlich daran, dass Information unabhängig vom Medium immer erst durch Kommunikation entsteht, also außer einem Sender immer mindestens einen Empfänger braucht.
Und zum Anderen am Inhalt, der unabhängig davon, ob er triviale, wissenschaftliche oder spirituelle Erkenntnis transportiert, immer individuell rezipiert und subjektiv interpretiert werden muss.
